Kaleidoskop
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- Artikel-Nr.: INV014
Kaleidoskop • Kaleidoscope
Wie ein Choral … • Like a Choral …
Klangdialog • Sound Dialogue
Fast ein Blues • Almost a Blues
Stimme der Nacht • Voice of the Night
Die fünf klangexperimentellen Charakterminiaturen Kaleidoskop wurden im Sommer 2002 komponiert und von dem Bremer Pianisten Jesko Brandt bei einem Konzert im Rahmen der „Süddorfer E-Musik“, zeitgenössische Musik in der Martin-Luther-Kirche, in Edewecht am 16. März 2003 uraufgeführt.
Die konventionelle pianistische Spieltechnik wird in diesen Stücken durch leichte und schonende Präparierung des Flügels, durch Zupfen oder Glissandi im Inneren des Instrumentes, Resonanztonklänge und Perkussives erweitert. Diese experimentellen Ansätze vergrößern den Klangbereich des Instrumentes und erweitern den eigenen Hörhorizont durch neue Klangperspektiven. Es entstehen neuartige, lyrisch-bizarre, verträumt-aufrüttelnde Klangwelten, vergleichbar einem Zustand, in welchem sich Traum und Wirklichkeit begegnen und gegenseitig durchdringen.
Wenn das erste Stück Kaleidoskop ohne Präparierung gespielt wird, z. B. beim Erarbeiten des Notentextes, muss das Pedal häufiger gewechselt werden. Die angegebene Pedalisierung gilt für das Spiel mit Präparierung. Wie ein Choral kann auch, je nach Körpergröße des Spielers, mit geschlossenem Flügeldeckel und dem Notenpult auf dem aufgeklappten Deckel ausgeführt werden. Es hat sich bei den bisherigen Aufführungen als hilfreich erwiesen, beim Klangdialog, da er ganz im Stehen gespielt wird, einen Notenständer als Lesehilfe links neben den Flügel auf Höhe der Basssaiten zu stellen. Bei den Klopfstellen im Klangdialog und Fast ein Blues ist es gut, unterschiedliche Klangfarben zu erreichen. Abweichungen von den jeweils angegebenen Spielanweisungen sind deshalb möglich. Der Kreativität und Experimentierfreude des Ausführenden sind hier keine Grenzen gesetzt. Die genau ausgearbeiteten Fingersätze dienen als Spielhilfe und haben sowohl für den Klang als auch für die Interpretation ihre Bedeutung, können aber selbstverständlich den individuellen Gegebenheiten der Hände angepasst werden.
Dem Uraufführungsinterpreten Jesko Brandt und Jann Remmers (15 Jahre), der als erster Schüler alle fünf Stücke einstudiert hat, danke ich für die guten aufführungspraktischen Ratschläge, die auch in diese Ausgabe eingeflossen sind.
Christoph J. Keller
Oldenburg, Frühjahr 2010
Linde Großmann bespricht Kellers Komposition in üben & musizieren 4/2011:
Der vorliegende Band Christoph J. Kellers zeigt, ebenso wie seine in den vergangenen Jahren erschienenen Klavierwerke, die pädagogischen Erfahrungen des Komponisten und seine Vertrautheit mit dem Instrument. Die Stücke sind kurz – meist nur zwei Seiten lang –, klanglich reizvoll und von moderater Schwierigkeit (z. B. kommen keine großen Griffe vor). Einzig die Notwendigkeit, auch mal im Innenraum des Flügels zu agieren, erfordert eine gewisse Körpergröße, um die Saiten im Stehen zu erreichen und gleichzeitig noch das Pedal zu treten.
Alle Register des Klaviers werden ausgenutzt, das Pedal spielt eine wesentliche Rolle und ist auch sehr genau notiert, ebenso wie alle dynamischen Relationen und die Artikulation. Sehr hilfreich sind die ausführlich angegebenen Fingersätze, die Bequemlichkeit mit Ausdrucksqualitäten verbinden. Das „Präparieren“ erfolgt durch auf die Saiten gelegte Papierbögen bzw. Kunststofflineale, ist also ungefährlich für das Instrument und sehr leicht und schnell vorzubereiten und wieder zu entfernen.
Die im Titel genannten Klangexperimente entstehen durch Verfremdung des Klangs im Ergebnis der Präparation, durch Glissando auf den Saiten, Zupfen, Erzeugen von Resonanzklängen mit Hilfe stumm gedrückter Tasten, Benutzung von Pedalgeräuschen und Klopfen auf verschiedene Stellen des Instruments (auf Rahmen und Metallstreben). Etwas schwierigere Aufgaben erwarten den Spieler im Bereich des Rhythmus: asymmetrische Proportionen (3:4, 6:4, 2:3), ternäre und binäre Spielweise innerhalb desselben Stücks (im Blues) und überhaupt das Nebeneinander vieler unterschiedlicher Notenwerte. Koordinatorisch geht es um schnelle Wechsel zwischen den verschiedenen Aktionsorten auf der Tastatur oder im Innenraum, Kontrolle des Zusammenwirkens von Händen und Pedal und um differenzierte Beherrschung der Dynamik. Die SpielerInnen können sich hier mit typischen Kompositionsverfahren aus der zeitgenössischen Klaviermusik vertraut machen.
Die Titel lenken die Fantasie dabei in bestimmte Richtungen (Kaleidoskop, Wie ein Choral, Klangdialog, Fast ein Blues, Klänge der Nacht) und können vor einem abstrakt-neutralen Spiel bewahren.
Ein knappes Vorwort in Deutsch und Englisch gibt noch nützliche praktische Hinweise für das Erarbeiten und die Aufführung der Stücke. So kann der Band, der sich auch durch eine sehr angenehme äußere Gestaltung auszeichnet, SpielerInnen und Lehrkräften auf jeden Fall empfohlen werden.
Linde Großmann
Im Rahmen eines DTKV-Seminars wurde das Werk in der neuen musikzeitung vorgestellt. In der Ausgabe 2/2010 – 1/2011 schrieb Elisabeth Kniehl auf Seite 51:
Frischer Wind für den Klavierunterricht
DTKV-Seminar für Klavierpädagogen und Klavierschüler
[…]
Zwischen den beiden Unterrichtseinheiten bekam Herr Keller die Gelegenheit, gemeinsam mit seinem überaus professionell vorbereiteten, knapp 16-jährigen Schüler Jan Remmers sein neuestes Klavierwerk „Kaleidoskop“ vorzustellen. Nach der von Jan sehr ausdrucksstark und überlegen vorgetragenen Darbietung des gesamten Zyklus erläuterte der Komponist Entstehung und Struktur der fünf „klangexperimentellen Miniaturen für Klavier“, unterstützt durch Demonstrationen, Kommentare und Erfahrungsberichte seines Schülers. Jedes Stück verbindet eine ungewohnte Spieltechnik mit einer anderen, konventionellen. Hier seien unter anderem genannt die Präparierung des Flügels mit Papierbögen im 1. Stück („Kaleidoskop“), mit zwei Linealen im 5. („Stimme der Nacht“), außerdem das stumme Herunterdrücken der Tasten in Kombination mit Glissandi auf den Saiten im 2. Stück („Wie ein Choral“). Im 3. Stück („Klang-Dialog“) werden fünf bestimmte Töne gezupft, außerdem wird hier der Flügel – ebenso wie im 4. Stück („Fast ein Blues“) zum Schlaginstrument. In letzterem werden nicht nur Tastendeckel, Spieltischunterseite und Pedal, sonder auch Bodypercussion in zum Teil komplexer Polyrhythmik eingesetzt. Vom Publikum wurde diese neue Werk mit Interesse und Begeisterung aufgenommen, denn es ist Herrn Keller nicht nur gelungen, spielbare und ansprechende Musik für den Unterricht zu schreiben, sondern sein Schüler ist der beste Beweis für das Potential dieser Stücke, Jugendliche zu motivieren.
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Elisabeth Kniehl
In der neuen musikzeitung findet sich bereits in der Ausgabe 6/2003 eine Rezension von Insa Oertel:
Von den Drohungen irdischer Macht
Porträtkonzert Christoph J. Keller in der Edewechter Martin-Luther-Kirche
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Die Komposition „Kaleidoskop“ befasst sich mit subtil auskomponierten Klangexperimenten. Vielfältig sind die Brechungen kleiner Melodiepartikel, die in immer neuen Kontexten auftauchen. Strukturell ist es eine permanente Verschiebung der Perspektiven: Das erste Stück ist quasi, eine Exposition des Tonmaterials, was jedoch erst deutlich wird, wenn man den gesamten Zyklus überschaut. So wird der melodische Schwung [gis-d-des] im Finalstück „Stimmen der Nacht“ transformiert zu [as..cis..d]. Keller hat aber nicht nur die Konsonanz der Quinte gegen die Dissonanz des „Tritonus“ gesetzt, sondern auch für die Großform der Entfaltung des Zwölf-Ton-Chromas die große kadenzierende Linie [d-g-a-d] unterlegt. Diese Verbindung von zeitgenössischer und traditioneller Kompositionstechnik erzeugt ungemein spannende Klanggebilde, die Jesko Brandt als versierter Pianist mit allen Mitteln unkonventioneller Spieltechniken und einem differenzierten Klangreichtum auszugestalten wusste. Die Präparation des Flügels war zudem unaufdringlich mitkomponiert: Papier, Bleistift, Lineal – des Komponisten Werkzeug – wurde in das Innere des Klangs integriert.
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Insa Oertel